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Nach mündlicher Überlieferung soll Martin Luther die Nacht vom 14. zum 15. April 1530 in Heubisch verbracht haben.

HEUBISCH – Kirchenrat Dr. Gustav Lotz der Verfasser der Mupperger Chronik, gab kurz vor seinem Wegzug von Mupperg eine Predigtsammlung heraus, die er nach dem Vorbild des Neustädter Rektors Thomae „Licht am Abend“ nannte. Im Vorwort erzählte er, dass der Heubischer Bauer Johann Nicol Löffler 1843 zu ihm kam und ihn darauf aufmerksam machte‚ dass nach mündlicher Überlieferung in der Familie seiner Frau, einer geborenen Motschmann, Luther im Hause vom 14. zum 15. April 1530 in Heubisch übenachtet hatte. Am anderen Tag habe er in Neustadt an der Heide gepredigt und seine Predigt im Rosenauer Hof zu Heubisch studiert.

Heute steht das Haus, in dem Luther übernachtet haben soll, nicht mehr. An dessen Stelle (im Hintergrund) ist heute ein Gerätehaus. Im Vordergrund ist das 1878 neu erbaute Haus.
Heute steht das Haus, in dem Luther übernachtet haben soll, nicht mehr. An dessen Stelle (im Hintergrund) ist heute ein Gerätehaus. Im Vordergrund ist das 1878 neu erbaute Haus.

Luther reiste am Gründonnerstag unter Schutz mit kurfürstlichem Reisezug von Gräfenthal über die Heer- und Handelsstraße nach Neustadt und weiter nach Coburg. Der Kurfürst von Sachsen‚ Johann von Sachsen, reiste mit den Aufzeichnungen Luthers und seines Mitarbeiteres Melachton weiter nach Augsburg, um dort auf dem Reichstag den evangelischen Glauben zu verteidigen. Luther blieb indessen ein halbes Jahr auf der Veste Coburg und trat am 5. Oktober 1530 mit dem Kurfürsten die Heimreise an.

Johann Nicol Löffler verheiratete sich mit Margaretha Motschmann, die im Besitz des Rosenauer Hofes war. Deren Familie war länger als einige Jahrhunderte – weit über die Zeit der Kirchenbücher hinaus – auf dem Hauptteil des Rosenauschen Gutes ansässig. Der Hof war vor 1706 schon zerschlagen worden, denn damals sind schon die einzelnen Grundstücke genannt. Beim Restgut war geblieben: Ein altes Haus und Stadl.

Die Kunde von Luthers Besuch in ihrem Hause wurde von Generation zu Generation weitererzählt und kam schließlich in die Hände von Dr. Lotz.

Die Erzählung lautete im hiesigen Dialekt geschrieben:

„Herr Pfarra, nu ham'r doch öllerbest vergassen!“
„Oh was denn?“
„Gestern Nacht, wie mir gassen ham, fengt mei Fra a un sogt: Dou, nu is dös Pfarrbuch färtig un es öllerbest is doch vergassen worn. Du wäst doch, des dou wu uner Haus stett, der Rusenauer Huff wor. Un do ka ich mich noch besinn, des mei Fräla a mol zu mir g'sogt hot, des sie's von ihr'n Heerla und Fräla hot gehört, des der Dr. Luther wie er von Grafethol uf Neustädt ganga is, beim Ritter von Rusenau über Nacht gebliem is. Er hot sall mol annern Tog in Neustädt gepridigt un hot sei Pridig in unserm Haus studiert.“

Lucas Cranach d.Ä. - Martin Luther, 1528 (Veste Coburg).jpg
Lucas Cranach d.Ä. - Martin Luther, 1528 (Veste Coburg)“ von Lucas Cranach der Ältere - gallerix.ru. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Da Luther am Karfreitag 1530 in Neustadt predigte‚ und ferner die Herren von Rosenau zu Luthers Freunden zählten, kann die Überlieferung stimmen. Der Gedanke warum Luther in einem kleinen Bauernhaus übernachtete wo er in Neustadt viel sicherer gewesen wären, kann nachvollzogen werden, da Luther selbst aus dem Bauernstand stammte und anspruchslos war, auch in seinem Nachtlager. Anderseits darf man sich den Rosenauer Hof in Heubisch nicht als kleines Besitztum vorstellen, sondern als einen ansehnlichen Erbbauernhof.

Es ist bekannt, dass vor mehreren 100 Jahren Güter in Heubisch in Halb- und Viertelgüter geteilt wurden. Diese Teilungen müssen jedoch schon vor 1500 stattgefunden haben, weil in den noch bekannten uralten Erb- und Lehnbüchern schon die einzelnen 35 Lehengüter genannt sind. Ritter von Rosenau hatte viele Rittergüter. So auch das Rittergut Heubisch, den Rosenauer Hof dazugehörend die gegenüberliegende Mühle.

Der Weg von Dr. Martin Luther, der ihn 1530 von Gräfenthal über Heubisch nach Coburg führte.
Der Weg von Dr. Martin Luther, der ihn 1530 von Gräfenthal über Heubisch nach Coburg führte.

1595 wurde Klaus Grambs als Besitzer benannt, der den Hof mit seinem Vater Hans Grambs hatte. 1651 war Klaus Walther-Paulus auf dem Hof. Sein Nachfolger war Johann Kaspar Vetter, der in zweiter Ehe mit der Witwe Margarethe Walther verheiratet war und somit in den Besitz des Rosenauer Hofes kam. Sein Sohn Johann war sein Nachfolger. Dieser hatte einen Sohn Johann Georg, der unverheiratet 1819 starb. Seine Tochter Margarete Barbara war verheiratet mit Johann Nicol Motschmann und erbte den Rosenauer Hof. Johann Nicols Sohn gleichen Namens war sein Nachfolger. Er hatte nur eine Tochter Anna Margarete, die sich mit Johann Nicol Löffler verheiratete. Dieser war zur Zeit Pfarrer Lotz’ Besitzer. Löffler besaß zwei Güter. Der Sohn Markus Löffler erbte den Rosenauer Hof. Er war unverheiratet und vererbte das Gut einem Enkel seiner Schwester, Bernhard Löffler. Dessen Tochter Auguste heiratete nach dem Tod ihres ersten Gatten Julius Wiebel wieder, und zwar Gustav Klug aus Hohenofen Haselbach. Deren Tochter Hildegart verheiratet sich mit dem Metzgermeister Max Scheler aus Haselbach. Wiederum deren Tochter Ingeborg verehelichte sich mit Peter Feistauer. Tochter Susanne verheiratete sich mit Frank Schindhelm aus Neuhaus-Schierschnitz. Sie sind die jetzigen Besitzer.

1878 wurde das alte Bauernhaus des Rosenauer Hofes wegen Baufälligkeit abgerissen. Es wurde als altersschwacher Holzbau, einstöckig mit Lehmdiele, Holztreppe und Hirtenhaus beschrieben. Auf dem Grundstück entstand im gleichen Jahr das „neue“ Wohnhaus der Familie Löffler.

Quelle: Dieter Barnicol-Oettler - Freies Wort vom 14. April 2007